Netgear Orbi: WLAN-Router und Repeater in einem Paket
Uhr
Christian Just
Patrick Skoruppa
Hohe Reichweite ohne Tempoverlust: Das verspricht Netgear mit seinem WLAN-Komplettsystem Orbi. Kann das funktionieren? COMPUTER BILD hatte den Bestseller im Test und vergleicht alle Modelle.
Testfazit
Testnote
2,1
gut
Netgear Orbi RBK50 punktet im Test mit einer starken Reichweite, ordentlichem Tempo und vielen Anschlüssen. Das Mesh-System besitzt gute Schutzfunktionen und eine tolle Kindersicherung. Der Stromverbrauch ist aber recht hoch und die Bedienung einiger Extras etwas umständlich.
Pro
- Hohe Reichweite
- Ordentliches Tempo
- Viele Anschlüsse für Geräte
Kontra
- Zieht viel Strom
- Kindersicherung umständlich einzurichten
Bewohner verwinkelter Wohnungen kennen das: Nach ein paar Metern ist der WLAN-Empfang mies oder bricht ab. Netgears Orbi soll Abhilfe schaffen: Das edel aussehende System besteht aus einem
Routersowie einem oder mehreren
Repeatern, die der Hersteller als Satelliten bezeichnet. COMPUTER BILD hatte den Bestseller mit der Modellnummer RBK50 im Test und zeigt alle Orbi-Modelle im Vergleich.
Die Inhalte des Artikels
So einfach der Produktname Netgear Orbi, so verwirrend die Wahl des konkreten Modells. Aktuell gibt es 20 Modellnummern. Damit es schön kompliziert wird, verbergen sich hinter einigen Nummern Sets, in denen wiederum verschiedene Geräte mit jeweils eigenen Modellnummern stecken. In einigen Fällen variieren die Bezeichnungen einfach mit der Set-Größe (zum Beispiel bei 2er- und 3er-Packs). Ihnen wird schon schwindelig? Dann wollen wir den Gehirnknoten mal lösen: Es gibt drei Leistungsklassen, die als schnellsten Standard WLAN-ac verwenden sowie zwei Leistungsklassen, die den neuen Standard
Wi-Fi 6 (WLAN-ax)nutzen. Dazu kommt jeweils ein Sonderkandidat mit integriertem Smart-Home-Lautsprecher, mit Mobilfunk-Modem sowie für den Outdoor-Einsatz etwa auf der Terrasse. Alle Geräte sind frei miteinander kombinierbar, die Kombination aus Wi-Fi-6- und Sondermodell ist aber erst nach einem späteren Software-Update möglich. Diese Modelle sind derzeit verfügbar:
Wi-Fi 6 mit bis zu 6.000 Megabit pro Sekunde (Mbps)
- RBK852: Set mit einem Router und einem Repeater (ab 756 Euro; Stand aller Preise: 7. September 2020)
- RBK853: Set mit einem Router und zwei Repeatern (ab 1.028 Euro)
- RBS850: einzelner Repeater zur Erweiterung (ab 433 Euro)
Wi-Fi 6 mit bis zu 4.200 Mbps
- RBK752: Set mit einem Router und einem Repeater (ab 475 Euro)
- RBK753: Set mit einem Router und zwei Repeatern (ab 700 Euro)
- RBS750: einzelner Repeater zur Erweiterung (ab 275 Euro)
WLAN-ac mit bis zu 3.000 Mbps
- RBK50: Set mit einem Router und einem Repeater (ab 368 Euro)
- RBK53: Set mit einem Router und zwei Repeatern (ab 546 Euro)
- RBS50: einzelner Repeater zur Erweiterung (ab 230 Euro)
WLAN-ac mit bis zu 2.200 Mbps
- RBK20: Set mit einem Router und einem Repeater (ab 222 Euro)
- RBK23: Set mit einem Router und zwei Repeatern (ab 279 Euro)
- RBR20: einzelner Router (ab 126 Euro)
- RBS20: einzelner Repeater zur Erweiterung (ab 130 Euro)
WLAN-ac mit bis zu 1.200 Mbps
- RBK12: Set mit einem Router und einem Repeater (ab 117 Euro)
- RBK13: Set mit einem Router und zwei Repeatern (ab 153 Euro)
- RBS10: einzelner Repeater zur Erweiterung (ab 82 Euro)
Mit integriertem Smart-Home-Lautsprecher (Orbi Voice)
- RBK50V: Router aus RBK50 und Repeater mit integriertem Smart-Home-Lautsprecher (ab 346 Euro)
- RBS40V: einzelner Repeater mit integriertem Smart-Home-Lautsprecher zur Erweiterung (ab 267 Euro)
Mit Mobilfunk-Modem (Orbi 4G)
- LBR20: Router mit Mobilfunk-Modem (ab 384 Euro)
Für den Outdoor-Einsatz
- RBS50Yv2: einzelner Outdoor-Repeater zur Erweiterung (ab 291 Euro)
Das getestete Orbi-Set mit der Modellnummer RBK50 besteht im Wesentlichen aus einem WLAN-Router und einem WLAN-Repeater. Allerdings hat sich Netgear einige Besonderheiten einfallen lassen. Im Zentrum steht ein cooler Trick, um die übliche Repeater-Krankheit der einbrechenden Maximalgeschwindigkeit im Heim-WLAN anzugehen. Denn der Netgear-Router verwendet nicht weniger als drei WLAN-Frequenzbereiche parallel: Der schnellste davon, eine WLAN-ac-Verbindung über vier Antennen-Ströme mit theoretisch insgesamt 1.733 Mbps (4x433 Mbps auf 5 Gigahertz), dient ausschließlich der Verbindung zwischen dem Router und seinen Satelliten. So garantiert das System, dass die Verbindung zwischen Router und Satellit auch bei vielen Geräten in der Wohnung immer stabil und ohne Tempoeinbußen bleibt. Nur wenige andere Repeater wie der
FritzRepeater 3000nutzen drei Frequenzbereiche.
Für die Endgeräte bleiben beim Netgear Orbi so immer noch zwei WLANs mit jeweils zwei Antennen übrig: für ältere Geräte eine WLAN-n-Verbindung mit bis zu 400 Mbps (2,4 Gigahertz), für neuere Geräte ein WLAN-ac-Funknetz mit bis zu 866 Mbps (5 Gigahertz). Da die meisten
Notebooks,
Tabletsoder
Smartphonesohnehin nicht mehr als zwei Antennen besitzen, dürfte die Begrenzung auf je zwei Antennen die meisten Normalnutzer nicht stören. Die Multi-User-MIMO-Technik kann parallel mehrere Geräte anfunken, ohne dass es zu Mikro-Aussetzern etwa beim Video-Streaming kommt.
Die besten WLAN-Repeater
Um WLAN-Tempo und -Reichweite von Netgear Orbi zu erfassen, führte COMPUTER BILD im Test Messungen durch. Im Nahbereich funkte die Basis im ac-Standard auf dem 5-Gigahertz-Band mit durchschnittlich 499 Mbps. Diese Leistung liegt im Vergleich minimal unter jener vergleichbarer Mesh-Systeme – so schafften
Linksys Velopund
Asus Lyraetwa 50 Mbps mehr. Mit einem Hochleistungsrouter wie der
FritzBox 7590kann die Basis nicht mithalten: Der AVM-Router funkte im selben Testaufbau mit durchschnittlich 828 Mbps im ac-Standard. Verglichen mit den Mesh-Konkurrenten von Linksys und Asus überzeugte Netgear Orbi mit einer größeren Reichweite: Der Satellit funkte hinter der zweiten Wand mit 496 Mbps.
Die Netgear-Orbi-Einrichtung ist denkbar einfach: Eine App (Android, iOS) führt in simplen Schritten durch die Installation. Einziges Manko: Steht der Satellit zu weit von der Basis weg, gibt lediglich eine LED am Gerät Auskunft darüber – die App zeigt nur einen nicht näher benannten Verbindungsfehler an. Die Satelliten lassen sich alternativ ohne App einrichten. Dazu drückt man an jeder Box den WPS-Verbindungsknopf, Router und Satellit konfigurieren sich dann per Knopfdruck automatisch. So soll sich ein bestehendes Netzwerk auch einfach erweitern lassen – wie beim Einsatz eines herkömmlichen Repeaters.
Zumindest wenn man das Netgear-System an einen bestehenden Router anschließt, an dem bereits andere Netzwerkgeräte hängen, klappt das in der Praxis aber nicht ganz so reibungslos: Denn im Standardmodus baut das Netgear-System ein eigenes Netzwerk mit neuen IP-Adressen auf. So kann man Geräte mit festen IP-Adressen oder etwa einen an den Ursprungs-Router angeschlossenen Netzwerk-Drucker nicht mehr aus dem WLAN erreichen. Damit das weiter möglich ist, muss man das Orbi-System eben doch am PC via Browser im erweiterten Menü konfigurieren und dort auf den Betriebsmodus Access Point umstellen. Wer allerdings sämtliche Geräte via WLAN angebunden hat und keine festen IP-Adressen im Heimnetz vergeben hat, kann sich diesen Aufwand sparen. Er muss nur das WLAN am alten Router deaktivieren und die WLAN-Verbindung an seinen Endgeräten neu auf das Orbi-WLAN umstellen. Tipp: Tragen Sie einfach den bestehenden WLAN-Namen und den alten WLAN-Schlüssel im Orbi-System ein. Das geht per App oder Browser.
Farbige Leuchtdioden erleichtern die Wahl des richtigen Stellplatzes für die Satelliten. Bei blauem Leuchten ist das Maximaltempo erreicht, bei Gelb besteht eine Verbindung zum Router, aber mit eingeschränktem Tempo, und bei Rot ist der Satellit zu weit weg, um überhaupt ein Signal des Routers aufzufangen. Router und Satellit nutzen von Haus aus denselben WLAN-Namen (SSID), sodass Sie sich als Nutzer nicht darum kümmern müssen, ob Sie sich gerade im Empfangsbereich des Basis-Routers oder eines der Satelliten befinden. Die Funktion Access-Point-Steering verbindet Geräte automatisch mit dem Router oder Repeater – je nachdem, welcher gerade das bessere Signal liefert. Die übrige Ausstattung ist gut: Jeder Satellit hat vier Netzwerkbuchsen mit Gigabit-Tempo für kabelgebundene Geräte und eine USB-2.0-Buchse. Beim Router dient einer der Netzwerk-Ports zum Anschluss an ein externes Modem oder den bestehenden Router, etwa vom DSL-Provider. Ein Modem ist nicht eingebaut.
Mit Netgear Orbi lässt sich mit wenigen Handgriffen ein Gastnetzwerk einrichten. Das Mesh-System kann man über einen dynamischen DNS-Dienst auch von unterwegs über das Internet erreichen. Die Kindersicherung besitzt viele nützliche Funktionen: Der Internetzugang lässt sich für Nutzer auf bestimmte Stunden begrenzen, Internetseiten kann man manuell oder automatisch nach Listen sperren, Dienste und Anwendungen lassen sich blockieren. Orbi bietet Schutz vor Phishing-Adressen und Abzockseiten. Die Einrichtung der Kindersicherung ist aber unnötig umständlich. Auch nicht so gut: Der Stromverbrauch fällt mit 6,2 Watt pro Mesh-Gerät vergleichsweise hoch aus. Eine Datenpriorisierung fehlt, um Geräten oder Anwendungen den Vorrang zu geben.
Im Praxis-Test ließ sich die Funkversorgung in der ersten und zweiten Etage eines Altbaus mit Holzdecken im Vergleich zur WLAN-Performance des Signals einer
FritzBox 7490aus dem Kellergeschoss deutlich verbessern. Die Orbi-Basis (Router) befand sich im Hochparterre und war per Kabel (durch die Decke) mit der FritzBox im Keller verbunden. Vorteil: Über den eingebauten Switch der Orbi-Basis ließen sich auch Spielekonsole, Amazon Fire TV und ein Wohnzimmer-PC anschließen. Der Orbi-Satellit dagegen stand im Treppenhaus zwischen der ersten Etage und dem Dachgeschoss.
Die Farbkodierung erleichterte die Wahl des richtigen Orts, für anspruchsvollere Nutzer wären allerdings genauere Verbindungsdaten zur noch besseren Positionierung im Test von Vorteil gewesen. An dem überlasteten 2,4-Gigahertz-Frequenzbereich für ältere WLAN-Geräte konnte das Orbi-System nur wenig ändern: Die Zahl der 2,4-Gigahertz-Netze vermehrte sich dadurch nicht. Grundsätzlich bleibt zu bedenken, dass wegen der etwas geringen Reichweite der verwendeten WLAN-ac-Technik (5 Gigahertz) bei großen Häusern möglicherweise ein zweiter Satellit nötig ist, um jede Ecke auszuleuchten. Das Problem haben aber alle WLAN-ac-Systeme.
Netgear Orbi RBK50 punktet im Test mit einer starken Reichweite, ordentlichem Tempo und vielen Anschlüssen. Das Mesh-System besitzt gute Schutzfunktionen und eine tolle Kindersicherung. Der Stromverbrauch ist aber recht hoch und die Bedienung einiger Extras etwas umständlich. AVM-Geräte können seit den Updates auf
FritzOS 7und
FritzOS 7.20ebenfalls ein Mesh-Netzwerk aufbauen – hier gibt es viel mehr Funktionen als bei Netgear Orbi. Wer ein Topmodell wie die FritzBox 7590 mit dem FritzRepeater 3000 oder
FritzRepeater 2400kombiniert, profitiert außerdem von mehr Leistung. Besitzer eines
Telekom Speedport Smart 3oder
Speedport Proerhalten mit dem
Speed Home WiFieinen guten Mesh-Repeater zur Erweiterung ihres Netzwerks.
Das Netgear-Orbi-Starterpaket (RBK50) aus Router und einem Satellit ist ab 368 Euro verfügbar.